Der erste Tag.

Ich sitze in einer, mit Menschen reichlich befüllten, Aula und starre gebannt auf sechs mal vier Meter Beamer Leinwand. „Herzlich willkommen!“ so oder so ähnlich, den genauen Wortlaut verschlang der Sand der Zeit. In Gedanken schweife ich ab. Dieses Studium, diese Hochschule. Hier bin ich. Ist es das? Wo will ich in drei Jahren stehen? Was will ich erreichen und warum zum Henker ist es hier so unfassbar warm?! „Ruanda!“ Ich komme zu mir. Pass auf denke ich, muss wichtig sein, der Mann redet seit einer Stunde darüber. Bevor ich mich versehe rät mir ein auffällig gut gekleideter, junger Mann dazu „etwas draus zu machen“. Habe ich vor Kollege, denke ich und nehme mir vor meine Motivation auf Maximallevel zu halten – ich höre mein zukünftiges Ich herzhaft lachen. Egal. Meine Stimmung ist gut. Genauso wie die Parkplatzsituation heute Morgen – mein zukünftiges Ich hat sich derweil Popcorn gemacht und weint Tränen vor Lachen.

Die ersten Tage verlaufen gut. Wenn man davon absieht, dass der Holzschutzlack der im lebensbejahenden Charme der Achtziger gefertigten Zimmerdecke, auf Grund der herrschenden Gluthitze langsam beginnt Blasen zu werfen. Der Unterrichtsstoff ist einfach, alles schon Mal in Sozi gehabt. Kann so weiter gehen denke ich noch, da trifft mich eine Produktionsgüter – Kugel mit Überschall mitten vor den Bug. „Was ist denn jetzt los?!“, rufe ich empört. BWL, Du Lurch. Ab jetzt hat „MachineGun“ dein Leben in der Hand. Während ich den anderen zu rufe „Lasst mich zurück, ohne mich seid ihr schneller!“, suche ich Schutz unter meinem Pult. Doch wir sind nicht die Einzigen die nun den Ernst der Lage erkannt haben, denn mitten im Kugelhagel gelangt der Duft von verbrannten Kugelschreiberminen und auf Collage Block Papier getrockneten Tränen aus dem Nachbarlehrsaal zu mir. Staats – und Verfassungsrecht. „Arme Tropfen“, denke ich, da läutet es endlich.

In der Kantine herrschen Zustände, die mich erahnen lassen was passieren würde wenn die Queen persönlich gratis iPhones verteilen würde. Man sagt manche Studenten hätten ihre Thesis in der Kaffeeschlange geschrieben. Ich treffe Peter. Da steht er. „Peter, da geht er“ währe maßlos übertrieben und bei seinem exorbitantem Konsum von Fair Trade Bohnen Aufguss wundert es mich nicht dass er sich seine Post direkt in die Kantine zustellen lässt.

Ich trinke kein Kaffee. Gut für mich. Ich mag Äpfel. Äpfel sind aus. Schlecht für mich. Frage ich mal höfflich nach, denke ich und erfahre wer hier der Chef ist. Mit der Aura und Ausstrahlung eines Syndikat Bosses erklärt mir mit versteinerter Miene und filmreifem Dialekt die vor mir stehende Kantinen Dame, dass „die Ware“ bestellt wäre. Sie hätte aber noch einen. Ihr Blick nach rechts und links gibt mir das Gefühl gleich eine Straftat zu begehen. Ich erhalte „die Ware“ und suche den Ring den es zu küssen gilt um meine ewige Treue zu schwören. Heute besser nicht. Die Kaffeemaschine streikt. Großalarm. Ein Börsencrash beschreibt die Stimmung nicht ansatzweise. Als ich mir den Weg durch den wütenden Mopp bahne sehe ich Peter. Er geht nen‘ Meter.

Autor:

Frank Voss